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Bücherecke

 

mit Reiseführern über die Bretagne
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Die bretonische Sprachgeschichte

 

Als Erbe eines rätselhaften keltischen Volkes kann man heute noch immer die zahlreichen Zeugnisse der Vergangenheit wie Steinreihen, Hünengräber, Dolmen und Menhire besichtigen. Seit Cäsars Eroberung Galliens gehörte das Land zur Provincia Lugdunensis. Bretonisch jedoch wurde das Land erst mit einer erneuten Keltenwanderung um 450 n. Chr. Um 600 n.Ch. folgte die zweite Keltenwanderung aus England. Diese Insulaner waren auf der Flucht vor den germanischen Angeln und Sachsen. Gesänge, Lieder, Barden und Druiden waren das Volksgut, das sie damals mitbrachten.
845 wurden die Franken vom bretonischen Herzog Nominoe geschlagen. Von da an behielten die Bretonen fast 700 Jahre lang die Unabhängigkeit. 1532 fielen sie durch Heirat an den französischen Thron. Die im 10. Jahrhundert geflohenen bretonischen Adeligen und Geistlichen kehrten französisch sprechend später wieder zurück. Es entstand jetzt neben der ersten Sprachgrenze »Bretagne-des-marches« (Rand - Bretagne) eine zweite, die des »Pays gallo« (Grenze Vannes - St-Brieuc), in welcher zwar französisch gesprochen wurde, aber bretonische Kultur lebendig blieb.
Wie stark jedoch das Bretonische unterdrückt wurde, als die Franzosen die Überhand hatten, zeigt uns ein Erlaß des Präfekten vom Département Finistère von 1831 :»Der bretonische Dialekt, barbarisches Überbleibsel einer vergangenen Zeit, ist auszurotten. Fördern sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Verarmung und Korruption der bretonischen Sprache, bis man sich von einer Gemeinde zur anderen nicht mehr verständigen kann. Da die Bauern sich trotzdem untereinander verständigen müssen, sind sie gezwungen französisch zu lernen. Die bretonische Sprache ist unbedingt zu vernichten.« Le Villemarqué war der erste, der 1839 eine bretonische Volkslieder-Sammlung erstellte. Sein Schüler Le Gonidec versuchte, die bretonische Sprache zu ordnen. Roparz Hemon, ein Lehrer aus Brest, gründete 1925 die Bewegung Gwalarn. Sie stellte sich zur Aufgabe, die bretonische Sprache und ihre Tradition, aber ebenso bretonische Kultur zu retten, zu pflegen und der Welt und zur Welt zu übermitteln. Gwalarn versucht aber auch, die Werke anderer Kulturen und Länder ins Bretonische zu übersetzen, so beispielsweise die Werke von Äschylos, Grimm, Cervantes, Shakespeare, Ghandi. Gwalarn übersetzt auch zahlreiche Kinderbücher ins Bretonische. Seit dem Zweiten Weltkrieg führt Al Liamm, die bedeutendste bretonische Literaturzeitung, das Vermächtnis von Gwalarn fort. Heute gibt es daneben immerhin etwa zehn bretonische und zweisprachige Zeitungen.
Bretonisch wird heutzutage hauptsächlich westlich der Grenze von St-Brieuc - Vannes gesprochen. Insgesamt gesehen darf man annehmen, daß etwa 1 500 000 Einwohner Bretonisch verstehen und rund 600 000 die Sprache sprechen oder gelegentlich verwenden.
Die bretonische Sprache ist eigentlich ein Ableger der keltischen Sprachfamilie. Sie ist zudem verwandt mit dem irischen und schottischen Gälisch und mit dem Walisischen und Kornischen. Seit dem 5. Jahrhundert hat sich die heutige bretonische Sprache mit der Sprache der Autochthonen, also jener, die Walisisch sprachen, gemischt. Die heutige Bretagne kennt insgesamt vier Dialekte: Counouaillais, Leonard, Tregorrois und Vannetais. Viele Ausdrücke der Bauern und Fischer sind Bretonisch und kaum zu übersetzen. Das sprachlich Typische im Gegensatz zum Französischen sind die zahlreichen Vor- und Nachsilben, sodaß man viele Wortneubildungen im Bretonischen kreieren kann. Im Gegensatz zur französischen Sprache wird im Bretonischen nicht nasaliert. Ortsnamen werden so gesprochen wie sie geschrieben sind. Bei Namen sollte man die Endungen mit n und z deutlich hören.
Seit dem Ende des Algerienkrieges und seit den sporadischen Arbeiter- und Bauernkämpfen 1972/73 werden sich viele Bretonen ihrer kulturellen und sprachlichen »Entfremdung« immer bewußter. Viele Bretonen sind bestrebt, Bretonisch zu lernen. Seit 1970/71 kann man als Schüler Bretonisch als zweite Fremdsprache wählen. Doch es gibt kaum Lehrer hierfür, und da die Sprache eigentlich nur in den Gymnasien unterrichtet werden kann, bleibt die ministerielle Berücksichtigung Theorie. Für viele Franzosen ist sie heute die Sprache des Stolzes. Daß für bretonischen Geist in aller Welt Interesse besteht, beweist schon die bis 1975 mit 600 000 Exemplaren aufgelegte Ausgabe des Super-Bestsellers Le Cheval d'orgueil von Pierre Jakez Hélias. Er ist Professor an der Universität in Brest für alte Sprachen, Latein, Griechisch und Bretonisch. In seinem Werk Pferd des Stolzes zeichnet er minuziös die Welt seiner Kindheit nach. Sein Großvater, der bettelarm war und kaum mehr »besaß« als die bretonischen Kinderlieder und Sprichwörter, wie eben »das Pferd des Stolzes«, wird darin geschildert, der tägliche Schulweg in Holzschuhen nach Quimper, die ersten Lederschuhe oder die Leiden eines kleinen Bretonen, Französisch zu lernen. Hélias hat viele Jahre lang all das gesammelt und ein 1500-Seiten-Buch auf Bretonisch geschrieben.
»Wenn die augenscheinlichsten Symptome lange Zeit ein fast völliges Erlöschen des Bretonischen innerhalb von zwei oder drei Generationen befürchten ließen, erlauben doch gewisse Indizien aus jüngster Zeit, auf ein Überleben dieser Sprache hoffen zu können: ihre Ausbreitung in intellektuellen Kreisen und Familien, die Bewußtwerdung, vor allem bei den Jungen, des Bretonischen als einer Tatsache, einschließlich der sprachlichen Tatsache, die zähen Bemühungen kultureller Organisationen, um die Behörden dazu zu bewegen, in Schulangelegenheiten eine weniger feindselige Haltung einzunehmen, und die Zugkraft der regionalistischen Idee in der Mehrzahl der politischen Bereiche.« (Joseph Abasq, Les Cahiers de l'Histoire: la Bretagne, Sedip, Februar 1970).
Um einige bretonische Ausdrücke, die einem auf Reisen in der Bretagne vielleicht öfter begegnen, verständlich zu machen, folgt hier ein kleines
Bretonisches Lexikon

 

 

Quelle: Gregor Maria Schmid: Die Bretagne - Süddeutscher Verlag
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19. Jahrhunderts in der Bretagne gesammelten Legenden, Anekdoten und Überlieferungen um Tod und Sterben liegen hier zum ersten Mal auf deutsch vor. Sie lassen eine Alltagswelt vor uns erstehen, in der Tod und Tote lebendig waren, eine Zeit, die von altem und uraltem Glauben bestimmt war, die noch viel Raum für Poesie und Imagination hatte und von der wir heute nicht sicher sagen können, ob wir sie überwunden oder ob wir sie verloren haben.

ISBN 3-935007-302
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Die bretonische Nationalhymne 

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