Zwischenstation in der Provence: Jouques und Marseille

Wir sind noch immer auf Reisen. Marly liegt hinter uns, wir haben uns von Véronique und Pierre-Louis verabschiedet und sind am 26. August in Jouques angekommen. Dein Papa holt uns vom Bahnhof ab und bringt uns zu Martine und Maryline, wo er bereits seit dem Vortag ist. Leider werden es wenig nette Tage: Maryline erträgt die Präsens eines Babys nicht. Sei es, weil für sie selber die Kinderfrage noch nicht wirklich abgeschlossen ist, sei es, weil es sie einfach nervt, dieses ständige Brimborium um Dich, oder paradoxalerweise auch beides zusammen, in jedem Fall ist es kaum auszuhalten, so sehr gibt sie uns zu verstehen, dass sie uns im Haus nicht mehr erträgt.
Du bist auch wenig kommunikativ mit ihr, Du merkst wohl, dass sie Dir gegenüber ein Problem hat.

Aber Du machst einige Fortschritte in Jouques: Da wir Dich immer mit nackten Knien über den picksigen Rasen laufen lassen, versucht Du mehrmals, Dich aufzurichten und lernst, auf allen vieren auf den Füssen zu krabbeln, um nicht mit den Knien rutschen zu müssen. Das sieht sehr komisch aus, wie Du mit hocherhobenen Hinterteil über den Rasen starkst.

 

 

Wir verbringen den Samstag noch in Aix-en-Provence, wo Dein Papa und ich uns vor sieben Jahren kennengelernt haben:

 

Am Sonntag "ziehen" dann also "um" : Marc und Martine geben uns ihre zwei-Zimmer-Wohnung in Marseille, wo wir uns am 30. August "häuslich" niederlassen.
Sie haben eine Terrasse, die Du gleich unsicher machst, mit mehreren Stufen, die Du alle tapfer erklimmst. Nur beim runterkrabbeln, da steht uns der Schweiss auf der Stirn, und Dir die volle Konzentration auf dem Gesicht geschrieben.
Pompon kann dort frei laufen, am unpraktischten ist es für die Hunde, denn in ganz Marseille gibt es keine Grünflächen und die wenigen, vereinzelten Bäume sind unten zu betoniert. Auch das KiWa schieben ist quasi unmöglich in dieser Stadt: In meinem Leben habe ich noch keine so dermassen zugeparkte Stadt gesehen. Kreuz und quer auf und um den Bürgersteig, mitten auf der Strasse, wo sie halt eben noch ein Fleckchen gefunden haben. Unmöglich, dort den KiWa über den Bürgersteig zu fahren, man kommt ja nicht mal drauf auf den Bürgerssteig, geschweige denn da dann voran... die Luft ist zum K----, trotz des Meeres, aber zuviele enge Gassen mit zu vielen alten Autos.

Aber Du findest die Atmosphäre toll und Du machst sprachlich enorme Fortschritte: Du redest arabisch! "Halach, belach, marcha, bercha, dallam..." und das ist ganzen Sätzen -:)) Wir lachen uns jedesmal schief. Überhaupt beginnt eine furchtbare schwatzhafte Phase bei Dir und Deine Bücher werden zu einem Deiner beliebtesten Spielzeuge, mit denen Du Dich nun auch ganz allein bechäftigst: Du blätterst (mehr oder weniger) drin rum, zeigst dann auch die Abbildung und beginnst, ganz furchtbar erregt zu schwatzen! Überhaupt kommentierst Du jetzt alles, was Du siehst in unverständlichen Kauderwelsch, in dem Du aber mehrere unterschiedliche Silben wahllos aneinanderreist.
Dein "Da!" weitet sich aus und soll nicht nur heissen, dass irgend etwas Dein Interesse erregt hat, sondern heisst jetzt auch oft: "Gib mir das!". So zeigst Du sogar auf Deinen Trinkbecher und sagst "da!"... das heisst, Du willst was trinken.

Auch feinmotorisch machst Du Riesenschritte in diesem Monat: Du steckst jetzt alles auf- und ineinander: den Deckel auf die Saugflsche, den Schiebdeckel auf den Labellostift (und das ist wirklich schwierig), Stifte überall rein, wo man sie nur reinstecken kann, die Hütchen auf Deine Legoraupe, Deine Finger in meine Nasenlöcher....

Am Sonntag kommen Martine und Marc zurück, ich lerne erstere und Hippolyte das erste Mal kennen. Hippolyte ist an demselben Tag geboren wie Du, drei Stunden später. Er kann schon an der Hand laufen, aber er krabbelt nicht.


Uns fällt wieder auf, dass Du ein Baby mit einer unglaublich extremen Mimik bist. Weder Pierre-Louis noch Hippolyte haben solch ein ausgeprägtes Mienenspiel. Die anderen Babygesichter scheinen statisch zu sein neben Deinem.

Ach ja, schüttelnd "Neinneinein" kannst Du schon mit dem Kopf machen - Du machst es allerdings nur nach und lachst Dich dann halbschlapp -:))

Weiter geht's nach Sizilien

Am Sonntag, den 7.September, geht es nach Genova, ich mit dem Zug um fünf Uhr morgens, Dein Papa mit dem Zoo fährt das Auto. Ihm entwischt die Katze auf einer Raststätte und wir kommen beide reichlich gerädert auf das Schiff: ich verlier noch meinen Handy, den die unehrlichen Finder gar nicht daran denken, wieder rauszurücken und so wird die Überfahrt weniger romantisch wie erhofft. Aber alles geht gut, in Palermo nehmen wir beiden den Bus und werden in Catania von Paolo am Busbahnhof abgeholt. Dein Papa kommt zeitgleich in seiner Wohnung an. Deinen Nonni sagen wir noch gar nicht, dass wir zurückgekommen sind und entspannen uns erst mal.
Dann aber sieht Deine Nonna die Hunde auf der Terrasse und weigert sich daraufhin, Dich und mich zu sehen! Aber lange halten Deine Nonni nicht durch und am übernächsten Tag holen sie uns zum Mittagessen....

--> Acitrezza, unser neues zu Hause

(klicken... ich fang mal ne neue Seite an...sonst wird das etwas voll hier.)